Bofa, Morgan Stanley, Goldman, J.P. Morgan: US-Banken im Zins-Zenit (2024)

Das Beratungsgeschäft rund um Börsengänge und Unternehmenskäufe zieht an, dagegen laufen positive Effekte aus den Leitzinserhöhungen seit Frühjahr 2022 aus. Dieser Schluss lässt sich aus Quartalszahlen von Bank of America (Bofa) und Morgan Stanley ziehen, die am Dienstag veröffentlicht wurden.

Bofa, die zweitgrößte private US-Bank, verdiente im ersten Quartal 2024 nach Steuern 6,7 Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro), das entspricht einem in diesem Ausmaß erwarteten Gewinnrückgang von rund 18 Prozent. Während das Investmentbanking gut lief, nahm Bofas Zinsüberschuss gemessen an den gesamten Erträgen überdurchschnittlich ab. Die Aktie der Bank of America schwankte am Dienstag stark, bis sie eine Richtung fand: Nach einigen Stunden Handel gab der Kurs um 4 Prozent nach.

Schon am Freitag hatten Anleger wegen nicht mehr so üppig sprudelnder Zinserträge die Aktie von Branchenprimus J.P. Morgan um 6,5 Prozent auf Talfahrt geschickt. Dabei hatte J.P. Morgan im ersten Quartal 2024 immerhin noch eine unerwartet kräftige Gewinnsteigerung von sechs Prozent geschafft und einen Nettogewinn von 13,4 Milliarden Dollar mitgeteilt. Doch Anleger befürchteten, dass US-Banken künftig höhere Einlagenzinsen bei tendenziell fallenden Leitzinsen werden zahlen müssen, was die Margen ausdünnt. Dies zeigt sich schon in den Geschäftszahlen von Bofa, deren Zinsüberschuss im ersten Quartal 2024 leicht um drei Prozent sank.

Dagegen belebt sich das seit der Corona-Pandemie darniederliegende Investmentbanking mit Börsengängen und Unternehmenskäufen spürbar. Davon profitierte die Investmentbank Morgan Stanley, die im ersten Quartal 2024 mit 3,4 Milliarden Dollar 14 Prozent mehr als im ersten Quartal 2023 verdiente. An der Börse war die Aktie von Morgan Stanley nach dem überraschend kräftigen Quartalsgewinnanstieg am Dienstag sehr gefragt.

Heraus ragt bei Morgan Stanley der Anstieg der Einnahmen im Investmentbanking, die um 16 Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar zulegten. Allerdings blieb die Bank in der Königsdisziplin, der Beratung für Unternehmenskäufe und gegen Übernahmen (M&A), unter den Erwartungen der Analysten, während sie diese im Aktien- und Anleiheemissionsgeschäft übertraf.

Noch höhere Erträge warf bei Morgan Stanley das Wertpapierhandelsgeschäft ab: mit Aktien 2,8 Milliarden Dollar (plus 4,1 Prozent), mit Anleihen 2,5 Milliarden Dollar (minus 3,5 Prozent). Im Anleihehandel ist die Deutsche Bank ein wichtiger Wettbewerber. Sie wird am 25. April über ihr erstes Quartal 2024 berichten.

Die großen US-Banken haben indes nun alle schon ihre Zahlen für das erste Quartal des Jahres vorgelegt. Für Goldman Sachs , Morgan Stanleys großer Rivale, war 2024 das beste erste Quartal seit 2021. Ihr Gewinn stieg unerwartet kräftig um 28 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro), wie Goldman Sachs am Montag mitgeteilt hat. Fast die Hälfte der zinsunabhängigen Erträge, 6 Milliarden Dollar, erzielte Goldman Sachs mit Eigenhandel (Marketmaking).

Die Vermögensverwaltung (Asset and Wealth Management), die neben dem Kerngeschäft Investmentbanking zum zentralen Wachstumstreiber bei Goldman werden soll, steuerte 3,8 Milliarden Dollar an Erträgen bei.

Goldman wieder vor Morgan Stanley

Goldman hat 2023 ungewöhnlicherweise mit 8,6 Milliarden Dollar einen niedrigeren Jahresgewinn erreicht als Morgen Stanley mit 9,1 Milliarden Dollar. Wie schon im vierten Quartal 2023 ist Morgan Stanley nun aber wieder im Wettstreit zwischen diesen beiden Investmentbanken im Hintertreffen. Morgan Stanley hatte in den vergangenen Jahren mit dem Kauf des Onlinebrokers E-Trade für 13 Milliarden Dollar und des Vermögensverwalters Eaton Vance für 7 Milliarden Dollar die Vermögensverwaltung zu einer wichtigen Säule neben dem Investmentbanking ausgebaut. Diese Strategie, die nun auch Goldman nach dem teilweisen Ende eines verlustreichen Ausflugs ins Privatkundengeschäft verfolgt, zeigte im ersten Quartal 2024 weitere Erfolge.

Die Einnahmen im Wealth Management von Morgan Stanley stiegen gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,9 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro an. Damit steht die durch die Zukäufe gestärkte Vermögensverwaltung inzwischen für 45 Prozent der gesamten Erträge der Bank.

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Das Wealth Management profitiert davon, dass einige Anleger ihr bisher auf Tagesgeldkonten liegendes Geld in Anleihen mit längerem Anlagehorizont umleiten. Allerdings untersuchen US-Behörden wie die Wertpapieraufsicht SEC bei Morgan Stanley, ob die Bank genug tut, um die Identität von Kunden zu kontrollieren, wie das „Wall Street Journal“ Anfang April berichtete.

Dabei könnte es sich um Geldwäschekontrollen handeln oder um Kunden, die mit Sanktionen belegt sind. Morgan Stanley versuchte diese Untersuchungen am Dienstag klein zu reden. Dies ist keine neue Angelegenheit. Wir konzentrieren uns schon seit geraumer Zeit auf unsere Kundenaufnahme- und Überwachungsprozesse", sagte der seit Jahresanfang amtierende Vorstandsvorsitzende Ted Pick am Dienstag während der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des ersten Quartals. „Wir stehen in ständigem Austausch mit unseren Aufsichtsbehörden, so wie alle großen Banken es tun“, fügte Pick hinzu.

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